Die Tage werden kürzer, die Winterruhe kehrt langsam ein. Heute lockt mich strahlend blauer Himmel und eisiger Wind raus in die Natur. Mit der S3 geht es nach Halle und von da mit der S8 nach Brehna.
Vom Bahnhof laufe ich zur Kirche und möchte mir dort den Pilgerstempel abholen. In der Kirche liegt ein Zettel, dass es diesen hier gibt, aber ich finde ihn nicht. Also rufe ich das Pfarramt an und die nette Dame schickt mir einen älteren Herren vorbei, der mir auch wieder eine kurze, sachkundige Führung bietet. Ich finde es wunderbar und bin dankbar. So erfahre ich unter anderen, dass der Park um die Kirche früher der Friedhof war, der aufgelassen wurde. So verstehe ich auch die Herkunft der etwas bizarren " Skulpturen". Es sind alte Grabsteine. Auch hat Katharina von Bora im hiesigen Waisenhaus des Klosters fünf Jahre gelebt. Deshalb ist der Stempel mit ihrem Konterfei versehen. Nicht das sonst übliche L. Sehr hübsch.
Die Beschilderung ist wieder famos und so laufen ich durch Brehna und mache einen kurzen Abstecher zur Windmühle.
Aus dem Ort geht es zwischen Felder auf einem Radweg nach Roitzsch. Leider ist die alte, kleine Straße durchweg asphaltiert, doch ein platt getretener Wiesenstreifen gönnt den Füßen ein Wohlgefühl. Auf dem Feld hat sich ein großer Krähenschwarm niedergelassen und das Krächzen erfüllt die Luft.
Nun ist es nicht mehr weit bis Petersroda, wo ich schon von weitem einen interessanten Kirchturm erblicke. Doch vor Petersroda kommt der Feldweg, der durch Photovoltaik - Felder führt, an die K 2058, welche extrem befahren ist. Es gibt keinen Fußweg und die Autofahrer sind nicht sehr rücksichtsvoll, sodass ich ab und an in's " Gemüse" springen muss. Nicht ganz ungefährlich.
Der Lutherweg führt mich nicht zur Kirche und so biege ich kurzerhand ab.
Der Turm sieht viel älter aus , als das Schiff und könnte auch von einem Kloster sein. Leider ist die Pforte verschlossen, es gibt auch keine Geschichtstafel und so gehe ich unverrichteter Dinge zurück. Am Dorfanger entdecke ich den Froschkönig.
An dem Anger steht eine schöne Pausenhütte und so raste ich kurz. Allerdings weht der Wind so eisig, dass ich bald weiterlaufen.
Endlich komme ich in einen Wald und spüre den Kiesweg einer Waldschneise unter meinen Füßen. Ich höre keine Vögel, nur immer wieder den Zugverkehr und später das monotone Knattern von ? Ich vermute einen Schießplatz oder Militärgelände. Es klingt wie eine Batterie Silvesterraketen und nervt mich die nächsten Kilometer.
Später wird aus dem Kiefernwald ein Birken- und Buchenwald und der Weg führt immer gerade aus.
Bald komme ich zur Goitzsche- Wildnis und bin enttäuscht, dass der Bund hier eine große " Wildnis" mit einem großen asphaltierten Radnetz finanziert hat. Was man heute so unter " Wildnis" versteht. Ich finde es schade, dass hier nicht an die Wanderer gedacht wurde und zur Entschleunigung auch Wanderwege angelegt wurden. Alle natürlichen Wege, die ich entdecke, enden im Irgendwo. Schade, dass der Lutherweg heute für Radfahrer besser geeignet wäre.
Zum Glück liegt an der Seite genug Laub, sodass ich ausweichen kann. Bald komme ich am Holzweißiger See vorbei. Auf der anderen Seite zeigt sich der kleine Ausee.
Wolken ziehen nun auf und ein paar Tropfen fallen. Doch der Wind vertreibt sie schnell.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum großen Goitzschsee, der sich verlassen vor mir ausbreitet.
Ich komme an der langen, blauen Bank vorbei, welche den Freiwilligen der Hochwasserkatastrophe von 2002 gewidmet ist.
Noch einmal schaue ich auf den See und dann laufe ich quer durch Bitterfeld zum Bahnhof. Die S 2 bringt mich flott zurück.
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