18. Etappe Lutherweg

 Da für die nächsten Tage Regen angesagt ist, schnüre ich heute noch einmal die Wanderschuhe und fahre mit dem Zug nach Geithain und von da mit dem Bus 628 (Richtung Waldheim) bis Rochllitz.

Auf dem Markt laufe ich der Ausschilderung in Richtung Schloss hinterher und stelle fest, dass wieder jedes zweite Schild an Kreuzungen fehlt. So biegt der Lutherweg an der Postmeilensäule unbemerkt nach links ab und führt die Stufen die hohe Gasse hinab, wo es nach links den Mühlgraben entlang unterhalb des Schlosses weiter geht. Der Blick hinauf ist noch einmal imposant.


Direkt an der Zwickauer Mulde wechselt dann der Asphalt auf einen naturbelassenen Weg. Unterwegs komme ich am "Ausstellungsgeländedes Kaninchenzüchtervereins" vorbei und ein Lächeln macht sich breit. Was es nicht alles gibt. Der Blick auf den Fluß ist abwechslungsreich, den heute spiegeln sich die Wolkenformationen im Wasser.

 

Ich wandere gemütlich, aber stetig bergan in einen schönen Mischwald, bis ich an eine Schutzhütte komme, wo alle Wege, nur nicht der Lutherweg gekennzeichnet ist. Er verläuft hier mit der Via Porphyra gleich auf den Rochlitzer Berg.

 

Die Steigung ist gemächlich und der Weg erscheint an manchen Passagen rötlich, was dem Pochlitzer Porphyrtuff ( Vulkangestein) geschuldet ist.


Ich komme am "Wettinstein" vorbei und huldige unseren alten Hochadel. Davor lädt eine schöne Bank zur kleinen Pause ein.


Dann, nach einem kurzen, steileren Anstieg erreiche ich die Spitze des Rochlitzer Berges. Der Weg führt nach links, doch mich locken die roten Stufen hinauf zum Friedrich- August- Turm, der eine wunderbare Aussicht bis ins Erzgebirgsvorland und zum Völki bieten soll. Doch heute ist Dienstag, die neue Gaststätte daneben hat Ruhetag und das Drehkreuz hat hier noch keinen Einzug gehalten. Somit muss ich auf das Vergnügen für 1€ verzichten, denn die Tür ist verschlossen. Aber für eine Pause setze ich mich in den Schatten und genieße das Bauwerk von unten.


Zurück am Weg fesselt ein schönes Gebäude, welches gerade saniert wird meinen Blick. Auf Infotafeln wird die Geschichte des alten Restaurants "Rochlitzer Berg" erzählt und ein neuer Eigentümer hat sich gefunden und lässt die Perle neu entstehen. Ich schaue in den riesigen Biergarten hinein und ein kleiner Imbiss ist schon geöffnet. Das Areal ist wunderschön und das Haus strahlt in warmen gelb in der Sonne. 


Nun  laufe ich bergab durch den Wald und mir kommen tatsächlich einmal Wanderer entgegen. Bisher war ich mit mir und meinen gedanken allein im Wald. Der Weg ist mal breit, dann wieder etwas zugewachsen und schmal und im Wald gibt es einiges zu entdecken.


Die Auszeichnung klappt jetzt ein paar Kilometer, doch am Abzweig nach Carsdorf folgt der Lutherweg nicht mehr der Via Porphyra, sondern das nächste Ziel ist Wechselburg

 

Dafür geht es im gemächlichen auf und ab wieder zurück zur Zwickauer Mulde. Im Wald murmelt der Söllichaubach und ein kleines Wasserrad dreht sich klackernd darin.

 

In Wechselburg gehe ich den Berg hinauf zum noch einzig bewohnten Kloster am Lutherweg. Der Bau ist riesig und lässt die einstige Bedeutung des Benedektinerklosters erkennen. Auch hier wurde schon kräftig saniert und angebaut, doch gibt es noch einiges zu tun. Die Basilika ist geöffnet und so genieße ich die Kühle des Raumes und die Schlichtheit der Architektur. um 12 Uhr betritt ein Mönch die Kirche und gemeinsam mit einer Gläubigen hält er die Sext im vorderen Teil ab. Ich höre ein wenig zu und gehe dannüber die Mulde zurück auf den Weg. Vorher fülle ich meine Flasche im Kloster wieder mit Wasser auf.


Inzwischen hat die Sonne den Durchbruch geschafft und es ist wieder herrlich heiß. Vor mir liegt nun ein Stück Weg auf offenen Feld und bald geht es ein kurzes Stück richtig steil auf einen Hügel hinauf. Schnaufend schaue ich zurück auf Wechselburg.


Weiter laufe ich auf einem Band ungemähten Rasen zwischen feldern nach Corba, wo ich nur mit Hilfe des GPS den weiteren Weg finde. Der Straße folgend, geht es balc eine kleine Nebenstraße nach links bergabe und dann scharf linksaus dem Dorf hinaus. Weiter über Wiesen und Felder wandere ich nach Göhren, wo ich dem Friedhof einen Besuch abstatte,doch der vermosste Wasserschlauch hält mich vom Flasche füllen ab.


Nach Göhrengeht es links und dann gleich wieder nach rechts, jetzt stetig bergab an einem großen Viadukt vorbei zurück zum Fluß.


Ein Stück laufe ich jetzt rechts auf der S242 bis über die Brücke, wo mich der Wanderweg nach rechts auf einen asphaltierten Radweg führt. Später ist der Weg aber wieder naturbelassen und führt nach Lunzenau.


Hier versperrt eine große Baustelle den weiteren Weg und die Umleitung geht rechts über die Brücke in den Ort hinein. 


Am Ende von Lunzenau ist eine riesige, alte Industrieanlage, die verschiedene Nutzungen heute hat. Auf einer Tafel erfahre ich, dass es sich um die ehemalige Weberei des Chemnitzer Fabrikanten Willhelm Vogel ist. Dort hat seinerszeit Friedrich Eduar Bilz, der Naturheiler, eine Lehre als Weber absolviert. Deshalb gibt es auch hier den Bilz- Wanderweg. Der Fabrikant legte seinerzeit einen riesigen Naturpark an, den heutigen Heinrich- Heine- Park.


Aufwärts, durch den Wald, hoch zum Hoher Berg gelange ich an den Rand von Rochsburg. Ich folge der Ausschilderung des Weges treu die Straße entlang und ärgere mich über die lange Asphaltstrecke. Da ich mich hier nicht auskenne und die Streckenbeschreibung nicht auswendig gelernt habe, merke ich nicht, dass ich das Schloss Rochsburg verpasse. Ich laufe immer an der Straße entlang und der Verkehr ist nicht gering. Der Bus fährt an mir vorbei, Autos und Kornlaster, denn in den umliegenden Feldern ist Erntehochbetrieb. Der Asphalt lässt mich hadern und fragen, ob es nicht eine Alternative gebe. (Später studiere ich die Karten und sehe, über das Schloss gibt es unten an der Mulde eine Verbindung nach Amerika....unbedingt ausprobieren!).


So komme ich genervt und mein letztes Wasser trinkend nach Arnsdorf. Eine ältere Dame bitte ich um neues Wasser und wir kommen in ein nettes Gespräch übers Wandern. Ich laufe weiter und biege nach links, um ganz ohne zu Fliegen, nach Amerika zu kommen. Das Ordeingangsschild ist leer, doch am Bahnhof steht es tatsächlich dran. Amerika! Wie das wohl zu stande kam? 

Nun komme ich links wieder auf einen Radweg an der Zwickauer Mulde und an der Brücke sind alle Wanderwege auf die andere Seite führend ausgeschildert, nur der Lutherweg geht rechts auf dem Radweg entlang. Ich stöhne innerlich, denn noch 4 Km Asphalt sind weniger erbaulich. Vor Penig kommt noch das Klärwerk mit seinem sommerlichen, faule- Eier- Duft und ich bin froh, als ich wieder atmen kann. 


So erreiche ich Penig, welches sich hübsch renoviert präsentiert. Ich laufe zum Eiscafe, um mir den Stempel zu holen. Da mein Bus in 15 Minuten abfährt, setze ich mich in die Haltestelle und esse mein Käsebrot. Die Stadtkiche muss warten, denn die Busse fahren nur aller 2 Stunden und ich will unter die Dusche.


Fazit: Der Lutherweg ist im ersten Teil sehr schön lauschig und die vielen Hügel machen ihn abwechslungsreich. Geschichtlich hat er viel zu bieten, allerdings fehlt bei 28 km Gesamtlänge der Etappe etwas die Zeit dafür. Die Ausschilderung lässt noch zu wünsche übrig. Den Asphaltteil ab Rochsburg kann man vielleicht durch die untere Wegvariante bze, die linksseitige Begehung der Mulde nach Penig verkürzen, ist aber eine reine Vermutung/ Hoffnung meinerseits.


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