Sachsen-Anhalt Lutherweg 2. Etappe
Das sonnige Herbstwetter lockt mich wieder vor die Tür und mit der S-Bahn und dem 350iger Bus bin ich recht schnell an meinem Ausgangspunkt in Brachstedt angekommen.
Es geht über eine alte, gut gepflasterte Dorfstraße zwischen Wiesen und Feldern entlang. Der Nebel löst sich langsam und in den Gräsern und Blättern glitzern die Wassertropfen im Sonnenlicht.
Ich erreiche Niemberg und bestaunen das " Handwerker - Tor" dass Schüler im Rahmen eines Kunstprojektes gestalteten.
Der Weg ist gut ausgeschildert und da, wo ein Zeichen fehlt, funktioniert der Grundsatz: Kein Zeichen, also gerade aus, wunderbar. Manche Zeichen sind von der Sonne ausgeblichen, aber meist ist das Zeichen aus der anderen Richtung besser erhalten und so erschließt sich der Wegverlauf. Ich genieße es allein durch die Felder zu streifen und hänge meinen Gedanken nach.
So gelangen ich ziemlich schnell nach Wölls- Petersdorf und ein traumhaft schön saniertes Schloss fesselt meine Blicke. Es ist das reinste Märchenschloss und ich näher mich ehrfürchtig. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen.
Als ich das Schild lesen, bin ich sehr erstaunt. 2012 als Kita eröffnet. Wahnsinn, da würde ich gern einmal reinschauen, aber ich entdecke niemanden
Weiter geht es und ich entdecke verschiedene Lutherwegschilder, die nach links zeigen.
Also laufe ich links, wieder auf einer alten Pflasterstraße, die an einem gelb blühenden Rapsfeld zum Feldweg wird, entlang, dann rechts auf ein Aspaltsträßchen und komme an den " Lost place" von Petersdorf, wo jeder seinen Müll abwirft. Was für ein Kontrast zum aufgeräumten Dorf.
Als ich weiter gehe führt mich der Weg " ungebremst" direkt auf die Autobahn. Ich bin erstaunt und drehe um, denn der Weg ist definitiv nicht meiner.
Also zurück zur Kreuzung mit den vielen Schildern und dann sehe ich, dass nur ganz, ganz wenig nach links die Straße abbiegt, was eigentlich geradeaus bedeutet und so komme ich über einen Fahrradweg unter der Autobahn nach Gütz. Hier steht eine sehr schöne Dorfkirche. Am Aushang lese ich, dass man eine Telefonnummer anrufen kann, um die Kirche zu besichtigen. Das lasse ich mir nicht entgehen und nach dem zweiten Anruf ( Liste mit 4 Telefonnummern hängt aus) habe ich Glück und Herr Schwarz kommt vorbei. Er ist ein älterer, engagierter Mann, der mir einiges zur Geschichte erzählen kann. Ihren Ursprung hat sie im 12. Jahrhundert und wird jetzt als Kulturkirche genutzt. Der Innenraum ist, bis auf die Bestuhlung, sehr schön und ich bestaune die aufwendigen Malereien. Herr Schwarz erzählt mir die Geschichte zu den Kirchenfenster, die von Markus Lüpertz neu interpretiert und gestaltet wurden. Im Dachstuhl befindet sich die Bibliothek des Ortes.
Melanchthon
Ich bedanke mich bei Herrn Schwarz und bekomme einen Lutherwegstempel in meinem Pass. Wie schön. Voll von neuen Eindrücken und Wissen wandere ich weiter in der Sonne und jetzt auch auf viel Asphalt, nach Landsberg. Dort erklimmen ich den Kapellenberg auf dem eine Doppelkapelle thront. Diese ist ein Überbleibsel einer Höhenburg und ca. 1160- 1184 erbaut. Sie wird erst 14 Uhr geöffnet und so setzte ich mich auf eine Bank in der Sonne und halte eine gemütliche Pause. Dann besichtige ich auch noch diesen geschichtsträchtigen Ort, leider ohne Führung.
Nun begebe ich mich auf den letzten Teil meiner Etappe. Jetzt laufe ich fast nur noch auf Pflaster oder Asphalt durch die flache Landschaft. Vorbei an Weihnachtsbaumplantagen, passiere ich kleine Dörfer und ich bin immer wieder erstaunt, dass ich fast keinen Menschen begegne. Der Schulbus spuckt 4 Grundschüler aus, das ist alles was mir begegnet, obwohl der Nachmittag voran schreitet.
Über einem Feld kreist ein Vogelschwarm, denn der Bauer hat gerade die letzten Kartoffeln geerntet. Ich laufe direkt an einer befahrenen Landstraße entlang und komme dann über einen Feldweg nach Brehna.
In Brehna steht auch noch eine historisch bedeutsame Kirche, die Klosterkirchen St. Jakobus und St.Clemens. Im früher angeschlossenen Kloster wurde Katharina von Bora erzogen, welche später Luthers Ehefrau wurde. Heute ist sie als " Autobahnkirche" bekannt und somit geöffnet. Leider ist hier niemand vor Ort, der mir den Pilgerstempel in meinen Pass drücken kann.
An der Seite entdecke ich ein großes Wandfresko, dass Georg Arthur Manger 1934 gemalt hat. Es zeigt die " Bergpredigt" und ist im Stil der modernen Monumentalmalerei zwischen Expressionismus und neuer Sachlichkeit gemalt.
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