Sachsen Anhalt Lutherweg 6. Etappe
Heute jucken mir die Füße und auch der Regen konnte mich nicht davon abhalten, wieder ein Stück auf dem Lutherweg weiter zu pilgern.
Die Anreise nach Kemberg ist etwas umständlich. Mit der S3 fahre ich nach Halle, von da mit der S8 nach Lutherstadt Wittenberg und der Bus 306 bringt mich nach Kemberg/ Leipziger Straße.
12:30 Uhr stehe ich dann im Regen vor der Marienkirchen, die verschlossen ist. Ich klingel am Pfarrhaus und lasse mir das prächtige Gotteshaus aufschließen.
Die Kirche mit ihren alten Malereien und Geschichten aus dem alten Testament ist beeindruckend. Ein altes Altarkreuz hängt unter der Orgel. Auf dem Altar steht ein modernes Kreuz, dass nach dem Schwelbrand des Cranach- Altars aufgestellt wurde. Die Reste des Cranach kann ich in einem Seitenraum bewundern. Ein alter Marienaltar ist auch zu finden.
Die schiere Größe der Kirche lässt die geschichtliche Bedeutung ahnen. 500 Gläubige finden darin Platz. Kemberg bekannte sich schon 1521 zu Luthers Theorien und hier wurde die erste evangelische Trauung des damaligen Probst Bartholomäus Bernhardi durchgeführt, und ist somit die Wiege des evangelischen Pfarramtes. Luther hat nachweislich mehr als 15 mal hier gepredigt.
Ich bekomme noch meinen Stempel in den Pilgerausweis und dann begebe ich mich auf den Weg. Das "L" führt mich aus Kemberg hinaus und auf kleinen Straßen geht es über Wiesen in ein Waldstück hinein. Der Regen tropft sanft und ich laufe auf einem befestigten Radweg nach Reuden.
Dort werde ich am Ort auf einen Forstweg zum Bergwitzsee geleitet, der mit dunklen Wolken und einem kräftigen Wind umspielt wird. Es gibt schöne Rastplätze, doch es ist mir zu frisch, um hier eine Pause einzulegen. Der Laufverein hat sich hier neben den Anglerverein ein Vereinshaus direkt am See gesichert.
Daneben entsteht ein großes Gebäude. Leider verrät keine Bautafel, wer hier baut. Auf jeden Fall groß.
Domizil des Kaufvereins
Nun werde ich ein bissel durch den Ort Bergwitz gelenkt und komme am Waldhaus vorbei. Auf einem großen Grundstück wird über die Kohle, Naturschutz, Pflanzenwelt und Tiere aufgeklärt. Viele Sitzmöglichkeiten, eine Samentauschbörse und mehrere Bücherschränke runden das Angebot ab. Vor Ort ist niemand und so schlenderte ich kurz durch und stöber in den Bücherschränken.
An der Bahnstation stehe ich vor einem riesigen "Lost Places" und bewundere den großen Backsteinbau. Mr. Google erklärt mir, dass es eine ehemalige Brikettfabrik, (erbaut 1905) ist und mit einer Grubenbahn mit dem Tagebau verbunden war. Es war eine der modernsten Anlagen. 1946 würde die komplette technische Ausrüstung demontiert und als Reparation in die Ukraine geschickt. Sie wurde nie wieder in Betrieb genommen.
Nach der Unterführung unter der Bahnlinie hindurch laufe ich auf dem R1, dem Fernradweg von London bis nach Moskau. Er ist selbstredend asphaltiert und so folge ich diesem auf der kleinen Dorfstraße durch Klitzschena, die nachmittags völlig unbefahren ist. Danach bekommt der R1 eine eigene Trasse in den Wald und an den Bahngleisen entlang nach Lutherstadt Wittenberg. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen und die Sonne kämpft sich durch die Wolkendecke.
Ich komme zu einer Pausenbank, wo der Tisch für die Vögel gedeckt ist. Da die Sonne scheint und es windstill ist, lasse ich mich für eine kurze Pause nieder.
Ich nehme die letzten Kilometer in Angriff und bis Kienberge ist der Weg einsam, nur die Züge rauschen in einiger Entfernung an mir vorbei.
Dann muss ich direkt an der B2 über die Elbwiesen laufen und der Lärm ist immens. Nicht nur die Autos rauschen, auch die Züge verkehren hier direkt neben der Straße. Mein Blick geht in die Elbwiesen und tatsächlich sehe ich zwei junge Rehböcke. Allerdings ist die Kamera zu spät draußen und so sieht man nur ganz schwach die weißen Popos.
So viele Wege treffen hier aufeinander.Dann endlich erreiche ich die Stadt und muss in einem großen Bogen auf der B 187 laufen, bis ich an einer Ampel die Straße und die Gleise überqueren kann und in die Altstadt laufe.
Es ist 16 Uhr und die Touristeninformation hat geschlossen, die Kirche auch, der Buchladen, wo es auch den Stempel geben soll, ist auch geschlossen. Schade.
Im Melanchthonhaus bekomme ich dann meinen Stempel. Das daneben liegende Lutherhaus wird gerade saniert und sieht toll aus. Luther hat hier bekanntlich 40 Jahre seines Lebens verbracht und 1517 seine Thesen an die Kirchentür angeschlagen.
Katharina von Bora schreitet durchs Tor
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