Saale- Horizontale 2. Streich

 Bei herrlichen Pfingstfeiertagswetter fahre ich mit dem Zug nach Jena- Paradies. Ein kurzer Fußmarsch zur Buslinie 16 und ab geht es bis zur Endstation Mühltal.

Da wo ich am Samstag aufgehört habe, geht es heute weiter. 

Ich quere die Straße, laufe gerade aus; dann kurz rechts und schon sehe ich die erste Markierung. Ein kleiner Weg führt am Rand der Bebauung in einen kleinen Waldstreifen, an einem Bach entlang. Unter der Eisenbahnbrücke hindurch, geht es danach scharf rechts, stetig gemütlich bergan in den Wald hinein. Dieser empfängt mich mit herrlich kühler Luft, die Sonne lugt durch die Zweige der Bäume und es ist ein lustig musizieren im Geäst. 


Nachdem ich genug Höhenmeter gelaufen bin, begrüßt mich diese Bank und lässt mich schmunzeln.

Ich bin allein im Wald und genieße jeden Schritt. Ein Schild von einer Sommerlinde ( Naturdenkmal) lässt mich kurz vom Weg abschweifen. Der Baum reckt eine mächtige Krone in den Himmel. Ich lehne mich an den dicken Stamm, lass meinen Blick nach oben gleiten und fühle die Kraft dieses Ortes.



Kurze Zeit später ragt ein verwitterter, baufälliger Bismarckturm,  mit großen Adlern auf dem Gesims, aus dem Wald. Daneben sind Bänke und so genieße ich mein Frühstück in der Sonne. 



Nun wir der Weg belebter, denn hier verläuft auch ein Kinderwanderweg, der viele Geheimnisse des Waldes erklärt. Tatsächlich sind einige Familien mit Kindern jedes Alters unterwegs.                                                              Vorbei am Langethaldenkmal komme ich zum Forsthaus. Da die Wegzeichen Besteck anzeigten, freue ich mich auf eine kalte, süße, bonbonfarbene Fassbrause. Pustekuchen, es ist geschlossen und es sieht auch nicht aus, als ob es diese Saison öffnen wollte.



Der daneben stehende Turm zum Gedenken an die Gefallenen von 1870/71 hat nur an bestimmten Tagen geöffnet und der war gestern.

Erst als ich den Kinderwanderweg verlasse, bin ich wieder allein und kann meine Gedanken laufen lassen. Im Wald geht es nun wieder mäßig bergan und ich komme auf ein Hochplateau voller Wiesen, Büschen und Feldern. Die Mittagssonne meint es gut mit mir. Ich staune über die vielen verschiedenen Pflanzen auf der Wiese. Schmetterlinge in orange/ weiß, gelb, blau und fast schwarz taumeln federleicht über die Gräser und ich fühle mich genauso- taumelig  glücklich.

Am Ernst- Häckel- Gedenkstein habe ich die erste, grandiose Aussicht des Tages. In der Ferne sehe ich Windräder, die mich an den Alto del Perdon erinnern ( Die Strasse des Windes kreuzte da den Sternenweg- nach Santiago de Compostela).



Der Weg geht nun erstenmal bergab, vorbei an der Trinkwasseraufbereitung Ammbacher Stollen und einer alten Postsäule nach Ammerbach. 



Kurz vor dem Ort bleibe ich auf den Höhenweg, Er verläuft an einem Hang zwischen Waldrand und Wiese. So sonnengeschützt läuft es sich leicht und ich schaue auch  hier in eine vielfältige Pflanzenwelt. 

Dann komme ich zur L2308, der Weg quert diese und dann auf der anderen Seite geht wieder bergan. Auch hier laufen ein paar Leute, denn in der Nähe gibt es ein Ausflugslokal, doch mein Weg biegt vorher ab. Allein, allein, nur ein paar interessante Rinder liegen träge im Gras.



Ich komme aus dem Wald auf die nächste Hochebene und genieße die Weite. 


Nur der Durst wird quälend, denn meine Flasche ist leer. Am Weg taucht plötzlich ein einzelnes, sehr weitläufigen, großes Gehöft auf. Ich sehe in der Ferne den Besitzer und winke ihn zu mir. Er versteht meine Bitte nach Wasser und reicht mir meine gefüllte Flasche über den Zaun zurück. Ich habe inzwischen ein Sandsteinwappen entdeckt und frage, ob er die Bedeutung kennt. Nein, es wäre alt, dies sei ein altes Rittergut gewesen, aber mehr weiß er nicht. Ich staune, dass die Müllabfuhr aller 4 Wochen den unbefestigten  Schotterweg in Angriff nimmt, doch der Mensch ist damit unzufrieden, weil der Abstand zu groß wäre. Naja, aber weit und breit ist niemand mehr, da sollte er froh sein, dass er sich nicht selber drum kümmern muss.

Daneben steht auch einer dieser alten Bäume und spendet ein bißchen Schatten auf dieser Hochebene.


Kurz danach komme ich auf eine befestigte Straße und die Wolken am Himmel haben schöne " Schweife".


Ich komme fast bis an die Windräder, die ich vom Häckel- Gedenkstein gesehen habe. Doch der Weg führt mich nach links über Wiesen, auf denen  ich immer wieder neue Blüten entdecke, an einem Hang entlang. Auf einer sonnigen Bank mit Blick auf die Autobahn, genieße ich meinen eingepackten Kuchen und beschließe noch weiter zu laufen, denn es ist erst 15Uhr und ich habe noch keine Lust aufzuhören.




Steil bergab geht es nach Göschwitz, wo ich in die Straßenbahn steige und direkt nach Jena- Lobeda zum Uniklinikum fahre, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.

Der Einstieg ist schwierig zu finden, da ich an der Straße keine Markierung entdecke. Mit Komoot finde ich rechts die Treppe neben dem Klinikgelände nach oben und dort ist der Weg dann wieder beschildert.

Steil, auf teils schattigen Wegen geht es zur Ruine der Lobdeburg, welche sich stolz über der " Rittersport- Architektur" ( quadratisch, praktisch, wohne ich😄) empor ragt. 




Dann geht es steil bergan, später in mäßigen auf und ab auf herrlichen Waldwegen in diverse Täler hinein und hinaus, mit Ausblicken zum Johannisberg.

Die Sonne scheint immer noch kräftig durch die Bäume und die Nadeln und Zapfen am Boden verströmen den herrlichen Sommerduft des Waldes. 



Nun wird es abenteuerlich. Der Weg wird ganz schmal an einem Hang und erfordert volle Aufmerksamkeit. Danach geht es etwa einen Kilometer steil bergab auf einem breiten Waldweg zur Fürstenquelle. Hurra, hier kann ich mich satt trinken, die Flasche auffüllen und mich waschend erfrischen.





Es geht etwas bergab, bevor es nach links wieder bergan geht und dann wird es noch krasser. Der Weg verläuft ca. 30cm breit, an einer auskragenden Felswand, an einem Abgrund entlang. Wahnsinn! Ich bleibe stehen, um in die Ferne zu schauen. Nach unten sieht es furchteinflößend aus. Und dann kommt mein " Achterbahnerlebniss": am schmalen Stück kommt mir ein Mountainbiker entgegen. Ich halte die Luft an, er steigt ab und meint lässig, dass passt. Ich frage wie und drücke mich baucheinziehend an die Felswand. Er trägt sein Rad mit einer Hand ohne Bodenhaftung und zwängt sich an mir vorbei. Geschafft! Ich halte ihn für verrückt, aber er meint, er sei hier groß geworden und schon früher mit dem Klapprad hochgefahren. Aber vor einer Woche sei hier einer abgestürzt. Mich wundert es nicht und ich bin froh, dass es " gepasst" hat. Dann wird der Weg etwas breiter und ich sehe, dass auf der anderen Talseite ein Wanderweg mit Seilen gesichert ist. Hier war dafür wohl kein Platz.


Die Saale- Horizontale führt mich dann auch noch auf diesen Weg und von da aus, sieht der Weg, den ich gerade passiert habe, noch halsbrechericher aus.


Nun geht es plötzlich zwischen die Felsen und eine bizarre Landschaft breitet sich vor meinem Auge aus. Es nennt sich " Bergrutsche Diebeskippe" und ist durch einen Felssturz Kurze Zeit später komme ich auf einem gemütlichen Pfad zur Aussicht " Kupferplatte" und habe einen tollen Blick auf Jena und den Jentower. Auf der anderen Seite der Stadt kann ich mit den Augen nocheinmal meine Tour von heute verfolgen und bin beeindruckt. 






                      Jetzt geht es extrem steil auf einem Serpetinenpfad zu den "Teufelslöchern" hinunter in die Stadt. Diese nehme ich teils joggend, weil ich es angenehmer empfinde, da es nicht si in den Knien staucht.
 Die Teufelslöcher sind eine faltige Felsformation.

Kurze Zeit später bin ich an der Straßenbahn Linie 4 und fahre zum Bahnhof eine Haltestelle. Die Deutsche Bahn hat 20min Verspätung und so bin ich pünktlich 20Uhr zurück.

Hinter mir liegt ein abwechslungsreicher Wandertag mit 35km und genügend Höhenmetern nach oben und nach unten, viel Abwechslung und ein bisschen Adrenalin.













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