4. Etappe Lutherweg

Am Mittwoch bin ich zur 4. Etappe des Lutherweges, bei frostig kalter Luft und grauen Himmel, aufgebrochen.

Die Anfahrt mit dem Bus nach Bad Düben ging problemlos, doch die Touriinfo öffnet erst 10 Uhr. Deshalb ging es auch heute ohne ofiziellen Pilgerstempel los. Ich finde es schade, dass es zwar das Pilgerheft gibt, aber es eigentlich kaum eine Chance des Stempelns gibt. Bei den Etappenlängen sind die Büros meist schon geschlossen oder eben so wie heute, noch geschlossen. Bei eine Länge von über 30 km ist mir auch nicht nach warten zu Mute, denn ich muss den letzten Bus am Ende erreichen, weil ich keine Rufbuserfahrung habe und sie auch nicht unbedingt machen möchte.

Am Markt statte ich noch der Bäckerei eine Besuch ab und besorge mir eine fluffige Streuselschnecke für das Vesper. Dann geht es der Beschilderung folgend, aus Bad Düben hinaus, durch ein neues Einfamilienhäuser- Baugebiet, über Gleise ins freie Feld. Ich scheuche zwei Häschen auf, die plötzlich aus einer Kuhle hoppeln. Der Wind ist frisch und auf den Feldern steht, wie gerade überall im Land, das Wasser und bildet kleine Seen. Hier tummeln sich sogar zwei Schwäne auf dem neu entstandenen Biotop.

Ich laufe auf einem asphaltierten Radweg und sehe am Waldrand Warnwesten leuchten. Kaum bin ich da, lese ich aller 20 Meter Schilder, die mich beunruhigen.


Heute morgen habe ich Zeitung gelesen und plötzlich habe ich ein beklemmendes Gefühl, meine Gedanken gehen in die Ferne und ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe hier entlang zulaufen. Ich atme tief und schaue was die Warnwesten am Waldesrand, hinter den Schildern, machen. Sie pflanzen Bäume. Diese friedliche Geste beruhigt mein Gemüt für kurze Zeit. Danach höre ich "Silvesterraketen" links von mir. Ja, es ist nur ein Manöver, sage ich mir, aber die Beklemmung ist da.


Ich renne fast durch dieses Gebiet und bin froh, als ich endlich die Schilder hinter mir lassen. Das Sperrgebiet zieht sich bis kurz vor Authausen, wo ich erst einmal durchatme. Ich laufe zur Kirche, doch die ist leider verschlossen.


Am Dorfteich steht eine Picknickbank, an der ich eine Pause einlege und etwas esse. Plötzlich schallt hinter mir das "Backe, backe Kuchen"- Lied und wie ich mich umschaue, fährt da ein Bäckerauto fröhlich sich ankündigend, durch das Dorf.

Weiter geht es über Feldwege im strahlenden Sonnenschein, mutterseelenallein in Richtung Pressel. 




Nach einem kurzen Waldstück komme ich am Presseler Teich vorbei. 

Die Beschilderung ist heute perfekt. Danach geht es auf einen Forstweg, der schnurgerade durch den Wald und dann in einem Schwenk über Felder nach Roitzsch führt.








Auch hier ist die Kirche verschlossen.Als ich die Klinke drücke, beobachten mich die Kinder aus dem dahinter liegenden Kindergarten. Ich höre: "Da klinkt jemand an der Kirche! Ist das ein Einbrecher? Die hat einen Rucksack?! Ich lächle und rufe, dass ich eine Wanderin bin. 

Dann ziehe ich weiter durch Wald und Feld bis Weidenhain. Hier wird im offiziellen Pilgerwegheft die Kirche mit ihrer Freskomalerei ans Herz gelegt, allerdings ist diese auch verschlossen und keine menschliche Seele weit und breit zu sehen. 

Am Ende des Ortes ist ein Spielplatz und auch eine sonnige Pausenbank und so genieße ich meine Streuselschnecke und den letzten Pfeffermintee aus der Thermoskanne, bevor ich den letzten Abschnitt in Angriff nehme. Durch einen herrlichen Wald laufe ich in der Sonne und beobachte das Licht- und Schatten- Spiel, höre die Vögel und bin einfach nur glücklich.

In der Ferne sehe ich einen Hund und der Besitzer läuft seinen Stiefel. Der Hund bleibt stehen und ich gehe einfach weiter. Plötzlich entdeckt er mich, bellt und rast auf mich zu. Ein junger Kampfhund, der nichts böses will, wie der Besitzer mir zuruft! Ich bleibe still stehen, reiße meine Arme an die Rucksackgurte und rufe zurück, er soll ihn trotzdem holen, denn weder Pfeifen noch Rufen bewegen ihn in die andere Richtung. Ich schaue am Horizont in den Himmel und halte die Luft an. Dann ist das "Herrchen" endlich da, entschuldigt sich und befreit mich aus meiner misslichen Lage. 

Tief durchatmend biege ich in meinen Weg ab und laufe zum Endziel meiner heutigen Wanderung. Den Abstecher nach Großwig, um eine romanische Bruchsteinkirche mit Flemmingorgel zu bewundern, lasse ich nach der heutigen Kirchenerfahrung aus.


So komme ich nach Süpitz, einem kleinen, sehr schön an meherern Teichen gelegenen Ort. Ich finde die Kirche, das Gemeindamt und auch das Pfarramt verschlossen vor. 



So bleibt mir nur noch die Bushaltestelle zu finden. Ich warte und tatsächlich kommt ein kleiner Bus (7 Sitzplätze) pünktlich angefahren und ich bin und bleibe der einzige Fahrgast bis Torgau.


Hier erlebe ich eine interessante Geschichte. Der Infopoint am Bahnhof hat nur bis 16 Uhr geöffnet, sodass alle Fahrgäste draußen im nun wieder kalten Wind stehen müssen. Der Zug nach Leipzig fährt auf Bahnsteig 2. Dieser ist mit einem Tor verschlossen. Wenn der Zug einfährt, still steht, kommt eine Bedienstete und schließt auf, damit die Reisenden zum Zug gelangen können. Ich fühle mich wie im Kindergarten. Natürlich ist das Einsteigen dann etwas hektisch zumal tatsächlich ca.20 Leute und 5 Fahrräder verfrachtet werden mussten. Von wegen es gibt zu wenig Personal!

Der heutige Tag hat gezeigt, dass ein durchgehende Beschilderung möglich ist und die 32 km  zu schaffen sind, denn der Weg ist ohne Höhenmeter gut zu bewältigen. Viele Picknickbänke mit Müllkübeln laden zum Verweilen ein und im Sommer kann man am Presslauer Teich sicher eine Badepause einlegen.

 




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