1. Etappe Rennsteig: Eisenach- Ruhla

 Der Rennsteig ist nicht die unmittelbare Umgebung von Leipzig, aber mit dem ICE ist man in einer reichlichen Stunde in Eisenach. Also doch fast vor der Haustür.

Bevor es aber losgeht, haben wir noch Zeit für einen Kaffee morgens 8 Uhr im Bahnhof. Da Mac D. direkt vor unseren Füßen liegt und wir dort ungestört unser eingepacktes Osterbrot essen können, gehen wir rein und stellen fest, dass es die nette, junge Sevicekraft nicht mehr gibt und wir uns mit einen Bestellcomputer auseinandersetzen müssen. Nach etwas Irritationen über die Verfahrensweise gelingt es uns dann doch 2 Latte Macciatto zu bestellen. Zahlen können wir noch in bar und eine sehr unfreundliche Dame reicht uns wenig später den Kaffee rüber. Das ist schon das erste Highlight des Tages.

Im Zug werde wir von einem älteren Ehepaar sofort zu einer Unterhaltung genötigt. Doch als der Herr uns erklärt, dass wir uns über das Klima keine Sorgen machen müssen, denn der Ätna und der Vesuv schleudern soviel giftige Gase aus, dass das der Autoverkehr eigentlich kein Übel ist, steige ich aus. An Holger prallt es ab und er wechselt das Thema. Die Fahrt ist schnell vorbei.


In Eisenach lacht die Sonne und wir entledigen uns bald der Jacken. Als ich meinen Brustgurt am neuen, leichten Osprey richten will, habe ich ihn in der Hand. Der Tag fängt gut an! Es gelingt uns nicht ihn wieder einzufädeln. Zum Glück habe ich einen kleinen Karabinerhaken im Rucksack, sodass wir damit improvisieren können.

Wir laufen durch die Stadt und bewundern schön sanierte Häuser. 



Ich zeige Holger ein paar sehr schön verzierte Stahlsäulen an einem Haus und sehe vor meinen Füßen etwas aufschnipsen...und dann liege ich lang auf dem alten, frisch sanierten, harten Kopfsteinpflaster. Mein Schädel brummt, das rechte Knie muckert, mein Kiefer knackt und das Jochbein schmerzt. Der Bügel  meiner Sonnenbrille steht in die falsche Richtung ab und ein Glas hat fette Kratzer. 

Ich bleibe sitzen, fühle meine Wehwechen und frage mich, was hier gerade passiert ist. Auf dem Bürgersteig liegt eine Paketplastikschlinge. Wahrscheinlich bin ich da mit dem linken Fuß draufgetreten ( schnipsen) und mit dem rechten Fuß dann drin hängengeblieben. Anders kann ich es mir nicht erklären, denn das Pflaster ist ganz gerade verlegt.

Es ist wie es ist, dass zweite Missgeschick des Tages, aber alles macht mich härter und so gehen wir weiter. Der Kopfschmerz hält sich in Grenzen und die Sonne erfreut mein Herz. So steigen wir zur Wartburg auf.




Hier ist, wie zu erwarten war, viel Trubel und wir verlassen sie über den Wanderweg zur Drachenschlucht. Auch durch diese drängen die Menschenströme und jeder Fotohalt führt zu Stau. Da wir schon mehrfach durchgelaufen sind, versuchen wir dem Gedränge zu entkommen. 




An der " Hohen Sonne" kommen wir dann auf den Rennsteig, der mit einem großen R markiert ist.

Kaum sind wir am Wanderparkplatz vorbei, sind wir fast allein auf dem Wanderweg und zweigen zum " Hirschstein" ab. Dort können wir weit bis zum " Hessischen Kegelspiel" schauen. Wir genießen den Ausblick und essen etwas. Ein älterer Wandersmann fragt nach dem Woher und Wohin und gibt uns noch ein paar Tipps, wie wir den Weg interessanter gestalten können, denn eigentlich meint er, sei der Rennsteig nicht schön, denn das Baumsterben und der Windbruch ( Kyrill) hätten ihm zugesetzt.

Wir kommen wieder auf den Rennsteig, der hier seinem Namen alle Ehre macht. Ein breiter Weg mit verfestigtem Untergrund, der den Radlern ein Autobahngefühl gibt, mir Wanderin aber zu hart ist. An einigen Stellen gibt es parallel einen Fußpfad, der weich und angenehm zu laufen.


Bald lockt ein Schild zur " Rennsteiggrotte", welche ich sehen möchte. Holger kapituliert, als er sieht, dass der Pfad um die Ecke geht und sich unter uns ein Tal auftut. Ich gehe allein weiter und muss lächeln, denn die Grotte befindet sich direkt auf der Höhe, keine 200m weiter.

Zurück auf dem Rennsteig begegnen uns nur wenige Wanderer und bald gibt es einen Abzweig zum " Alexanderturm", welcher uns der Wanderer empfohlen hat. Auf dem gemächlichen Weg laufen wir auf die Höhe und haben schöne Blicke in das Umland. 


Der Turm ist ein hoher Stahlturm, den es zu erklimmen gilt. Ich steige mit Rucksack auf ( ich möchte das Schicksal nicht herrausfordern), doch Holger kehrt auf dem zweiten Absatz um, da seine Höhenangst ihm zu schaffen macht. Ich erklimme noch die restlichen drei Absätze und stehe oben. Die Sicht ist etwas diesig, aber genial! Rundum Wald, in der Ferne Eisenach und unter mir Ruhla, unser heutiger Zielort. 

Wieder unten angekommen, nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Wir müssen durch den ganzen Ort zu unserem Hotel laufen. Der Ort ist teilweise schön restauriert, an anderen Häusern ist die Zeit stehen geblieben. An einem etwas in die Jahre gekommenen Haus steht, dass Zimmer zu vermieten sind, mit dem Slogan:" Schlafen fast wie zu Hause ". Ich lese es und kann es mir nicht vorstellen.

Auf einem Platz steht ein witziger Brunnen, der moderner daherkommt.



Zu unserem Hotel müssen wir steil bergauf laufen und können morgen von hier über eine Abkürzung  direkt wieder auf den Rennsteig laufen. 

Das Zimmer ist in Ordnung, dass größte im Zimmer ist der Fernseher. Die Dusche funktioniert, aber Haarwäsche oder Duschseife sind bei einem Preis von 98€ nicht drin. Dafür Schlafen wir in einem Kunstleder bezogenen Doppelbett, wo der dunkle Rahmen den Staub deutlich erkennen lässt.

Im Spiegel beschaue ich mein " Veilchen", dass lila blüht.

Abends gehen wir ins Hotelrestaurant und genießen deftige, thüringische Hausmannskost. Ich die Vegetarische: Bratkartoffeln mit Spiegeleier, lecker dekoriert mit Paprikapulver. Der dabeiliegende Salat versetzt mich optisch und geschmacklich in meine Koch- Lehrzeit (1980-1982) zurück. Original zubereiteter " Quitschbohnensalat", Weißkohlsalat, Rotkohlsalat, Möhrenrohkost, zwei Tomatenecken. Ein Hauch heute bietet der Chinakohl mit einem Kräuter- Joghurtdressing. Alles ist frisch, geschmacklich o.k. und wir sind hungrig. Also verputzen wir alles und gehen früh schlafen. 




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