6. Etappe: Neuhaus am Rennweg- Windheim OT von Steinbach am Wald

 Heute Morgen beim Frühstück schauen wir, wie die Verpflegungssituation heute Abend sein wird, um noch evtl. Proviant einzukaufen. 

Holger stellt dabei fest, dass unser Hotel, nicht wie angenommen, in Steinbach am Wald sondern in Windheim- OT Steinbach ist. Zum Glück merken wir es jetzt und können so die Tour anpassen. Kein Problem.

Das Frühstück ist gut, es gibt sogar frischen Obstsalat und eine Banane. Wir schnüren unsere Rucksäcke und die Wanderschuhe und laufen in eine graue Wolkenwand, aus der feiner Nieselregen fällt. Dazu ein schneidiger Wind, der die Gesichtshaut gut massiert. Heute ist Regencapetag. 

Wir werden über offene Wiesen um den Ort herum geführt und kommen nach Ernstthal, wo es einen Fabrikverkauf für Weihnachtskugeln gibt. Hier ist also immer Weihnachten, was so kurz nach Ostern kurios anmutet.


Gegenüber ist ein Garten voll Frühjahrsblühern und Glaskugeln, der eher zur Zeit passt.


Jetzt geht es ein Stück bergauf zur Laubhütte. Das offene Gelände ist heute bei dem Dauerregen sehr ungünstig, aber nicht zu ändern. Am Frankenblick sehen wir, dass wir nichts sehen, denn es regnet stärker und ist neblig. Als dann kurzzeitig die Wolkendecke aufreißt, ist nichts vom Frankenwald zu sehen, denn die Hügel sehen kahl und traurig aus. An einigen Stellen sehen wir die Bemühungen des Aufforstens, doch einen Wald werden wir hier nicht mehr erleben. 
Dann kommen wir endlich durch ein Stück schützenden Wald zum Forsthaus Brand, einem ehemaligen Feriendorf der Stasi. Die Finnhütten werden heute vermietet. 
Wir folgen dem Rennsteig über Spechtsbrunn bis zum Naturfreundehaus und davor gibt es wieder eine " Seltenheit": Der Schnittpunkt dreier Nationalparke.


In der dazugehörigen Hütte ist es gemütlich warm und es gibt einen richtig, heißen Kaffee. Dazu ein Stück Kokoskuchen und der Tag sieht schon besser aus. In einem Schaukasten wird die Schieferherstellung in der Gegend erläutert.


Ein junges Pärchen mit Hund und Riesenrucksack setzt sich zu uns an den Tisch. Ich frage, ob sie draußen schlafen und sie erzählen, dass sie in den Schutzhütten schlafen wollten, es aber so kalt war, dass sogar der Hund fror. Deshalb haben sie nun doch Hotels gebucht und schleppen alles mit.
Wir wünschen Ihnen einen guten Weg und wollen weiter. Die Wirtin weist uns darauf hin, dass der Rennsteig direkt an der Hochfrankenstraße verläuft und für die Radfahrer asphaltiert wurde. Es gibt einen 2km längeren Wanderweg auf dem Glasbläserweg, der mit einem blauen R markiert ist. Prima, wir werden darauf achten. 
Es regnet fröhlich weiter und wir queren den ehemaligen Grenzposten an der Grenze zu Bayern.




Auch das ist traurige, deutsche Geschichte.


Dann finden wir den Abzweig und folgen dem blauen R. Der Regen plätschert gleichmäßig, aber der Wind wird weniger und so laufen wir im stummen Trott, jeder seinen Gedanken nachhängend.
Plötzlich geht der Weg steil bergab und kein Zeichen. Holger meint, es sei falsch. Ein Blick auf die Karte, vielleicht geht es doch. Vor uns laufen 2 Wanderinnen. Ich frage, ob wir zurückgehen wollen? Nein. Also geht es weiter abwärts bis zu einer Kreuzung. Kein Schild weit und breit. Ich frage nochmals nach einer Umkehr. Holger meint, nach dem Blick auf Komoot, es müsste klappen. Der Regen wird stärker und wir sind auf einem baumfreien Hang.  Nachdem es noch weiter von der eigentlichen Richtung weggeht, sage ich Holger, dass, wenn wir so weiterlaufen, die Etappe wieder extrem lang werden kann. Nochmals ein Blick auf die Karte und er sieht ein, dass wir umdrehen müssen, denn es geht in das falsche Tal. Wir weisen die beiden älteren Damen darauf hin, dass sie falsch sind. Sie wollen in einer Senke querfeldein durch den Wald laufen. Wir wollen keine weiteren Experimente und gehen ca. 2km zurück. An der Kreuzung will Holger wieder auf einen falschen Weg abbiegen, doch ich finde den Richtigen. Ein Baum hat sich quer vor den Hohlweg mit der Markierung gelegt. Das sehen die beiden Damen sicher nicht, falls sie umdrehen und so male ich einen großen Pfeil in den Schotter.



Dann gehen wir den aufgeweichten Pfad entlang und langsam fühlen sich meine Füße feucht an. Wir kommen zu einer Quelle, die sehr liebevoll österlich geschmückt wurde.


Ab und an haben wir einem Blick ins Tal, doch die Aussichten sind trübe.


Dann finden wir den roten Turm, ein roter Holzphal im Wald. Dort pausiert das junge Pärchen und bestätigt uns, dass auch sie den richtigen Weg erst im zweiten Anlauf gefunden haben, allerdings sind sie eher umgedreht.
Wir verlassen hier den Rennsteig und laufen nach rechts über die Frankenstraße und begeben uns auf den Wanderweg zum Ölschnitzsee, einem sehr schön gelegenen Badesee mit Strand, Kneippbecken, Minigolf...eine kleine Oase für den Sommer.


Nun geht es noch 2 km auf einem asphaltierten Radweg zu unserem Gasthof. Es regnet wieder stärker, die Füße schwappen im Wasser, die Hosen sind bis zu den Knieen voll Wasser gezogen und wir stöckln weiter. Ich denke an die diversen Gewittererlebnisse auf den Pilgerwegen und da haben wir es heute besser getroffen.  Trotzdem bin ich froh, als wir den Gasthof erreichen. Gerade heute haben wir ein kleines Dachzimmer mit Fußbodenheizung, also keiner Möglichkeit unsere Sachen zu Trocknen. Die Wirtin lässt mich die Sachen im Heizungskeller aufhängen und meint, es würde da bis morgen trocken. Ich bezweifel es, aber ein Versuch ist es wert. Meine Schuhe nimmt der Wirt mit in die Küche. Unsere Socken breiten wir auf der Fußbodenheizung im Bad aus.
Die Dusche ist heiß und danach fühlt sich die Welt schon wieder schön an.
Wir gehen in die Gaststube und erfahren, dass es Schweinebraten mit Klöße gibt. Ich sage, dass ich Vegetarierin bin. Der Wirt meint, da ist Kloß mit Soße auch nix und geht. Kurz darauf kommt seine Frau und ich frage ob sie mir gebratenen Kloß mit Ei machen kann. Nein, das geht nicht, da die Klöße zu weich sind, aber sie könne mir Rote- Beete- Puffer mit Kräuterquark machen. Die hätten sie als Nichtvegetarier schon mal probiert und man könnte sie essen. Na dann... sie kommen heiß daher, sind mit einer geschmacksdominierenden, knusprigen Panade umgeben und schmecken mit Quark ganz gut. Also ist der Abend gerettet.


 Ich bestelle mir zum aufwärmen einen Tee und bekomme noch eine Lebensweisheit gratis. So geht auch ein langer Regentag zu Ende und wir hoffen einfach mal, dass es morgen, auf unserer letzten Etappe, trockner wird.

Hoffen, Zweifeln, Staunen...war doch schon mal mein Motto😁




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