4.Etappe: Oberhof- Neustadt am R.

 Morgens lacht die Sonne und das Herz, denn die Kaffeemaschine im Frühstücksraum ist an, obwohl der Filterkaffee auf dem Tisch steht. Juchhei, so beginnt der Tag beschwingt. Draußen sind frische 5°C und wir laufen los. Der Wegweiser zum Rennsteig ist nicht eindeutig und so laufen wir erst einmal in die falsche Richtung. Unterwegs ist gefühlt jeder zweite Laden ein Sportgeschäft. Diese Dichte ist überraschend, denn Oberhof hat ja nur 1100 Einwohner. Selbst in Österreichs Wintersportgebieten habe ich noch nie soviele Sportläden gesehen.

Wir kehren um und steigen in den Zubringerbus, der tatsächlich gerade kommt. Am Rondell steigen wir aus und starten. Hier steht ein großer Obelisk. 

          

Es geht durch einen herrlichen gesund aussehenden Nadelwald. Allerdings liegen oft am Boden christbaumgroße Spitzen voller Zapfen, die ein starker Wind wohl einfach abgeknickt hat. Am Waldboden streckt sich das Heidelbeerkraut aus und ich denke, im Sommer käme ich hier nicht vorwärts. Doch so geht es zum höchsten Punkt des Rennsteiges. Da gerade Läufer dort stehen, finden wir auch einen Fotografen.

Der erste Aussichtsturm " Plänkners Aussicht" wird kurz danach erklommen und wir können weit in die Suhler Richtung schauen.

Dann kommen wir an die Suhler Hütte und nach Schmücke, wo die Ausschilderung wieder nicht eindeutig ist und wir erst einmal in die falsche Richtung laufen. Vor dem hiesigen Imbiss ist ein " Denkmal der Schuhe" errichtet: Irgendwer hat seine alten Wanderschuhe hingebammelt und jeder macht es nach! Ehrlich gesagt, ich finde das Umweltfrevel und so halb bemooste, zersetzte Latschen gehören in den Restmüll und nicht auf den Rennsteig. Allerdings begegnen uns diese aussortieren Latschen immer wieder! 

Wir kommen am Herbert- Roth- Gedenkstein vorbei und Holger regt sich maßlos auf, dass er zum 70. Geburtstag aufgestellt wurde, wo der Herbert nur 57 Jahre alt wurde! Der MDR müsste doch wissen, dass man das nur zu Todestagen macht! Mir ist es eigentlich egal und auch nicht bewusst.  Ich bin nur erstaunt, dass sich Holger so aufregt.



Nachdem wir wieder auf dem richtigen Weg sind, verläuft dieser heute fast ausschließlich in Hör- und Sichtweite einer Landstraße, die bei diesem herrlichen Wetter am Ostermontag auch gut befahren ist. Motorradgeknatter, getunte Motoren und der allgemeine Verkehrsgeräuschpegel übertönt häufig das Vogelgezwitscher. Ich lenke meine Blicke in die andere Richtung und versuche es auszublenden.



An der Wiese der ehemaligem Ausspanne ( hier wurden früher die Pferde getränkt, weil hier ein Bächlein fließt) wird die Picknickbank in der Mittagssonne frei und so halten wir ein Päuschen und leeren den Rucksack. Es ist wunderschön und ich möchte gar nicht mehr aufstehen. Doch die nächsten Wanderer kommen und so gehen wir weiter.


An der " Grazien- Schutzhütte" versuche ich mein Glück.

Das nächste Highlight am heutigen Weg ist der Bahnhof Rennsteig. Dieser wurde liebevoll saniert und beherbergt ein großes Restaurant mit Waggonterrasse. Allerdings ist es ziemlich voll, sodass wir nach der Besichtigung einfach weiterlaufen. 






Auf der Karte sehen wir, dass wir auf dem ehemaligen Bahndamm der Laura- Bahn ( so hieß die Bahn) durch den Wald nach "Allzunah"( das ist tatsächlich ein Ortsname) laufen können, aber den Original- Rennsteig verlassen. Da die Straße nervt, nehme ich das gern in Kauf. Der Weg ist hübsch und in einigen Abständen stehen kleine Waggons als Pausenbänke, welch nette Idee.




So kommen wir vor dem Ortseingang von Allzunah wieder auf den Rennsteig, der hier nur ein Fußpfad allzunah an der Dorfstraße ist! Oh Gott, da wird der Rennsteig so vermarktet, aber hier wurde der Fußweg vergessen. Die Auto- bzw. Radfahrer fahren mit einer Affengeschwindigkeit die gewundene Straße entlang und mich graust die Vorstellung, dass einer die Kontrolle verliert. Nach dem Ort wird der Weg etwas breiter, die Straße liegt hier höher, und dann sehen wir ein Kreuz von 2012. Ein Zeichen?

Endlich geht es wieder in den Wald hinein und ich erfreue mich an den Licht- und Schattenspielen im Wald. Der Tag ist einfach herrlich. So kommen wir zum Gasthof " Dreiherrenstein", wo sich die Mitte des Rennsteigs befindet. BERGFEST! Das müssen wir feiern. Mir roter Brause, Kaffee und Kuchen. Der Magen knurrt und so order ich noch das einzige vegetarische Gericht- Pommes.Die Kneipe ist urig und es gibt viel zu bewundern. Sogar im Tischschmuck findet sich das Rennsteig- R wieder.







Frisch gestärkt laufen wir auf der Zielgeraden nach Neustadt am Rennsteig. Vor dem Ort geht es über eine riesige Bergwiese und wir haben einen lieblichen Blick auf den Thüringer Wald.



Im Ort selbst suchen wir das Hotel, dass sehr schlecht ausgeschildert ist, sodass wir noch einen " Verlaufen- Kilometer" dranhängen. Der Ort wirkt wie ausgestorben, kein Mensch zu sehen, viele Häuser gammeln vor sich hin, andere sind hübsch renoviert und mit Schieferplatten verziert. Holger kommt sich vor, wie auf einer Zeitreise in die Vergangenheit.


Doch dann finden wir unser Hotel. Wir sind rückwärtig vorbeigelaufen und dachten es sei ein Altenheim. Kein Schild weit und breit. Es ist ein riesiger Bau, der entweder in den 90igern gebaut oder saniert wurde. 

Als wir einchecken, erfahren wir die Eckdaten unseres Arrangements. Die Sauna ist bis 21 Uhr geöffnet ( gestern im Hotel war sie geschlossen), Abendessen gibt es bis 20 Uhr. Jetzt ist es 18 Uhr. Das Abendessen ist ein leckeres Thüringer Spezialitäten- Buffet mit Spanferkel, Lammbraten....und weiteren fleischigen Köstlichkeiten, für knappe 30€. Da ich aus dem " Kloss- mit- Soße"- Alter raus und Vollzeitvegetarierin aus Überzeugung bin, entscheide ich mich für drei Gänge in der Sauna. Holger nimmt die drei Gänge lieber am Buffet. Sein Fazit danach ist: Service- Diaspora!! Wir treffen uns erst später wieder auf dem Zimmer. "Jedem Tierchen sein Pläisierchen", und beide sind wir glücklich damit.

Da ich nach dem 2. Saunagang den Wellnessbereich für mich alleine habe, drehe ich noch ein paar Ründchen im Evakostüm im Hotelpool; leider sind die Massagedüsen ausgestellt. Trotzdem genieße ich den Luxus in vollen Zügen. Als ich das Holger später erzähle, lacht er sich schlapp und meint: am Empfang war ein Bildschirm mit Lifebildern. Ja was soll ich sagen? C' est la vie!😅







 



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