2. Etappe Rennsteig: Ruhla- Spießberghaus

 Über Nacht hat es geregnet und ein mausgrauer Himmel begrüßt uns morgens. Ich habe verhältnismäßig gut geschlafen und morgens nur leichte Kopfschmerzen. Allerdings darf ich keine schnellen Bewegungen mit dem Kopf machen, denn es schwindelt mir ein bissel. Doch gestern einen kleinen "Klatsch" bekommen.

Nebel liegt über den Tälern und wir gehen erst einmal frühstücken. Der Tisch ist reichlich gedeckt und Holger macht sich über die Wurstplatte her. Der Kaffee ist heiß und stark und so starten wir gestärkt in den Tag.

Zu Beginn ist es wieder Rennstrecke und ein leichter Nieselregen geht auf uns hernieder. Da er nicht weniger wird, ziehe ich mein rotes Regencape über und bin so auch im Nebel gut sichtbar. Die Sichtweite beträgt teilweise nur ca. 20 Meter, sodass wir die Reifen der Biker hören, bevor wir sie sehen.


 Am Rande stehen vermooste Baumstümpfe und mancher erscheint uns wie ein Waldgeist.


Durch einen Buchenhohlweg, vorbei an einem Tümpel, wo einstmals ein Jagdschloss gebaut, nie vollendet wurde und nun verschwunden ist. Nur ein Schild am Tümpel erinnert daran.


So kommen wir zur Glöcknerhütte, eine der vielen Schutzhütte am Weg. Diese wurde liebevoll für den Osterbesucher dekoriert. Ich finde es sehr famos.



Die heutige Etappe ist nicht so lang und so nehmen wir den Abzweig zum Gerberstein mit. Der Umweg lohnt sich, denn der Weg ist zauberhaft und mystisch. Normalerweise kann man von da weit ins Land reinschauen, doch heute sehe ich nur eine weiße Wabberwolke.





Das Hoch- und Runter geht weiter auf diesem herrlich verwunschenen Wanderpfad zum Dreiherrenhaus, indem wir einkehren. Die feuchte Luft verhindert Pausen draußen, da ich trotz kühler 5 ° fabelhaft schwitze und draußen mich unterkühlen würde. Zu meiner heißen Schokolade bestelle ich mir " Franziskas selbstgebackenen " Kuchen. Der kommt etwas frostig daher und wahrscheinlich arbeitet Franziska bei Coppenrath und Wiese. Ein großer Klecks Sprühsahne vervollkommnet das Geschmackserlebnis. Zum Glück liebt Holger die bei uns nie im Kühlschrank stehende Sprühsahne, sodass ich seinen Apfelstrudel darunter begraben kann.





Vor der Hütte steht ein Denkmal für den Erfinder des Rennsteiggedichtes- Victor von Scheffel, dass in unserem Führer über drei Seiten geht.



Auch steht darin, dass man sich auf dem Rennsteig mit dem Gruß: " Gudd Runst" grüßt, was uns noch nicht passiert ist. Holger probiert es bei einer kleinen Familiengruppe und hat die Lacher auf seiner Seite. Auch sie hatten es noch nie gehört. 
Der nächste Abstecher bringt uns zur Beerengrotte. Diese wurde schon mit einer halben " Baumtür" für die Übernachtung vorbereitet, doch wir haben zum Glück eine Übernachtung vorgebucht.



Auch ziehen uns Nebel und abgestorbene Bäume in ihren Bann.




Als nächstes entdecken wir noch kurz vor dem großen Inselberg einen Rest Schnee ...

...und das Denkmal für Karl Volkmar Stoy. Der sagt sicher niemanden etwas, ist aber ein Mann der meine volle Bewunderung hat. Er ist nämlich am 21. August 1853 mit 5 Lehrern und 22 Schülern gewandert und hat damit den Schulwandertag begründet. Diesen habe ich in meiner Schulzeit geliebt und er hat meine Wanderlust mitbegründet.


Dann endlich ersteigen wir den großen Inselberg, dessen Aufstieg uns nicht so steil, wie befürchtet erschien. Oben gibt es mehrere Aussichtstürme, aber die sehen wir erst, als wir fast mit der Nase darauf stoßen. Unter diesen Umständen erklimmen wir keinen und gehen weiter. Nun geht es steil bergab, um dann in gemächlichen Wechsel hoch und runter über den Trockenberg und großen Jagdberg zum Heuberghaus laufen. Leider können wir unseren Kaffeerdurst  nicht stillen, da es geschlossen ist.

Mitten auf dem Weg schimpft Holger plötzlich:" Mist"! Als ich frage, was passiert ist, erzählt er mir, dass er sein " Haareschön" in der Hütte aufzuheben vergessen hat! Er suchte seine Mütze und da kullerte die Dose unter den Tisch. Ja, mein eitler Mann wandert mit Haargel durch den Thüringer Wald! Naja, nun nicht mehr. Der Rucksack wird leichter.

Jetzt nehmen wir den letzten Ritt zum Spießberghaus in Angriff. 


 Diese Ferienhäuser sind hier auch zu vermieten.

16 Uhr checken wir ein und mit ein bißchen betteln und jammern, erweiche ich die Kellnerin, um die Kaffeemaschine schon vor der Öffnung der Gaststätte anzumachen. Nach 5 Minuten bringt sie uns den Cappuccino sogar aufs Zimmer.

Heute haben wir ein kleines Zimmer, dass sehr hübsch im " Hüttenstil" eingerichtet ist. Es ist sauber und in der Dusche gibt es Haarwäsche. Wer sagt es denn, es geht doch! Hier ist es bei 90€ inklusive.

Ich genieße den Cappuccino mit meinem Brötchen und Apfel/ Kiwi aus dem Rucksack und danach die kochend heiße Dusche. Herrlich!

 Holger macht es sich derweil im Zimmer bequem- mit Rotwein.


Heute waren Höhenmeter angesagt und durch die hohe Luftfeuchte sind wir nicht sicher, ob unsere nassen Haare davon kommen oder es doch öfter nieseslte.


Abends gehen wir ins Hotelrestaurant, wo ich " katalanische Kartoffeln" mit Dipp esse. Sehr lecker und schon echt exotisch für die Gegend. Als Dessert gibt es allerdings nur Eis, Apfelstrudel oder Windbeutel mit Eis. Die nette Kellnerin fragt, ob wir ein Dessert möchten. Ich bin keck und sage ja, so ein Kaiserschmarrn wäre schon lecker. Ihre flotte Antwort ist: " Nein, sowas gibt es hier nicht. Wir sind im Thüringer Wald." Schön, oder?😅

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