Heute ging es mit der S-Bahn Bahn zurück nach Frohburg, um weiter Luthers Spuren zu folgen. Vom Bahnhof laufe ich Richtung Markt und an der August- Bebel - Straße stoße ich auf den Lutherweg in den ich rechts einbiege. Schnell lasse ich die Stadt hinter mir und laufe auf einem asphaltierten Radweg, durch Felder nach Benndorf. Der Wind weht heftig, aber mild und die Bäume rauschen herbstlich.
Hinter Benndorf wird der Weg endlich ein Feldweg und ich laufe froh und frei in den Tag.
Der nächste Ort ist Whyra und ich kann es nicht lassen, ich Klinke an der Dorfkirche und siehe da, sie geht auf. Drinnen schmückt jemand den Altar und so darf ich in Ruhe das Kleinod besichtigen. Es ist auch noch Zeit für die Herrenhuter Lösung und ein Dankesgebiet. Beseelt verlasse ich die Kirche und bedanke mich bei der Dame, die mir die Rast gönnte.
In Whyra folge ich dem Lutherzeichen und am Ortsausgang finde ich auch ein Pilgerzeichen. Ich bin wieder ein Stück auf der Via Imperia, nur gegenläufig.
Jetzt laufe ich auf einem schönen Hohlweg zwischen den Feldern entlang und komme an einer Kreuzung mit einem Lutherwegschild " Lutherweg Thüringen 10 km" an und bin verwirrt, wähnte ich mich doch auf dem Sächsischen. Mangels Alternative laufe ich weiter geradeaus und als ich wieder an einer Kreuzung ohne Schild stehe, schaue ich auf die Karte. Ich bin in der falschen Richtung unterwegs, hier geht es nach Thräna anstatt nach Zedelitz. Ich hätte an der vorigen Kreuzung rechts abbiegen müssen.
Also laufe ich zurück und wandere die Straße ohne Beschilderung entlang und erst am Ortseingang von Plateka ist ein Schild. Kurz danach erreiche ich Zedelitz und pilger an der Mühle rechts vorbei wo ich einen herrlichen Wanderweg erreiche.
An der verzierten Säule erkenne ich sofort, dass ich wieder auf der Via Imperi bin, denn diese haben mir schon 2021 gefallen. Inzwischen wurde der " Pilgerpfahl" noch um Sprüche und Entfernungen erweitert. An der Stempelkiste drücke ich mir einen Stempel in den Pilgerpass und laufe weiter.
Kurz danach erkenne ich auch die Lesebank wieder und freue mich über die Sitzgelegenheit.
Nachdem ich ein bisschen in Erinnerungen geschwelgt habe, laufe ich weiter Richtung Borna. Allerdings ist die Ausschilderung nicht so gut, sodass ich immer wieder auf das GPS schauen muss. In der Nähe des Kuhteiches steht eine Bank unter einer riesigen Eiche und ich setze mich darunter. Der Blick in die Krone ist gigantisch, der Wind rauscht in den Zweigen und Vögel zwitschern ein herrliches Lied. Ich genieße diesen Ort der Ruhe und Kraft. Was für ein Platz.
Frisch erholt laufe ich nach Borna. Der Marktplatz liegt ruhig vor mir und die Information hat schon geschlossen. So laufe ich zur Marienkirche, in der ich den Stempel finde und verweile auch hier einen Moment.
Nun liegt das letzte Stück des heutigen Weges vor mir. Erst möchte ich aber einen Kaffee trinken und so lande ich bei einem Bäcker im Einkaufscenter. Mit einem großen, heißen Milchkaffee und einer Puddingschnecke setze ich mich auf eine Eckbank und genieße die Kaffeepause. Zwei ältere Männer kommen an die Theke, bestellen Kaffee und Kuchen und schwatzen mit der Verkäuferin. Dann kommen sie an meinem Tisch und erklären mir, dass sie hier immer sitzen. Ich antworte: Das stand nicht dran. Sie beharren auf ihren Platz und ich Frage, ob ich sitzen bleiben darf. Ja, aber ich muss rutschen. Amüsiert mache ich Platz. Am Nachbartisch schmunzelt ein jüngerer Mann. Die beiden Alten erklären nochmals, dass es ihr Tisch sei und eigentlich dürfte der junge Mann auch nicht da sitzen, denn sonst sitzen sie immer zu fünft da. Skurril, die Herren. Sie nutzen die Gelegenheit und verwickeln mich in ein Gespräch. Am Ende macht mir der 75 jährige einen Heiratsantrag, den ich dankend ablehne. Es wird Zeit, dass ich weiter laufen.
Aus Borna geht es über die B 176 in ein Gewerbegebiet und danach wieder zurück auf die Bundesstraße. Hätte ich mir den Weg vorher genauer angeschaut, wäre ich zum Bahnhof gelaufen. Nun laufe ich 7 km auf dem Radweg neben dieser Straße nach Neukieritsch und es ist laut, nervig und ermüdend. Ich Frage mich ernsthaft, wer auf die Idee dieser Etappe ( Borna- Neukieritsch ist wirklich eine Etappe des Lutherweges) gekommen ist. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass der Weg auch weg von der Straße nach Kahnsdorf hätte führen können ( wo tatsächlich die letzte Etappe des Weges durch führt) und dann nach Rötha, wo es sicher eine Busverbindung gäbe oder eben von da nach Neukieritsch zur S-Bahn Bahn.
Ich bin echt genervt von diesem Teil des Weges. Radpilgern OK, aber zu Fuß eine Zumutung.
Der Weg eingekeilt zwischen Hecken
Alte Industrieschlote bei Löbstedt
Die Pleiße rauscht unter der Brücke
Der Waldstreifen schluckt kaum den Geräuschpegel
Ziemlich geschafft von Krach und asphaltmüde komme ich am S- Bahnhof an und fahre zurück nach Leipzig.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen